Sie kamen in einem Sonderzug und mit Trillerpfeifen und Plakaten: Rund 600 Gegner des umstrittenen Bahnprojekts Stuttgart 21 haben am Dienstag in Berlin gegen das Milliardenvorhaben demonstriert. Unterstützer aus der Hauptstadt empfingen die Protestierer am Morgen am Hauptbahnhof nahe dem Regierungsviertel. „Wir sind nach Berlin gekommen, um den Protest in die Hauptstadt zu tragen“, sagte der Sprecher der Stuttgarter Parkschützer, Matthias von Herrmann. „Der Empfang in Berlin zeigt, dass wir es geschafft haben, das Thema bundesweit auf die Tagesordnung zu setzen.“ Am Nachmittag war eine Kundgebung vor der Konzernzentrale der Deutschen Bahn am Potsdamer Platz geplant.
Empfangen wurden die Demonstranten auch von Vertretern der Linkspartei, die ein Frühstück vor dem Hauptbahnhof organisiert hatten. Die Parteivorsitzende Gesine Lötzsch sprach sich im ARD- „Morgenmagazin“ für einen Volksentscheid zu Stuttgart 21 aus. „Das ist ein vernünftiger Vorschlag.“ Die Linke sei „ganz klar gegen das Großprojekt.“ Einige Demonstranten wollten sich in Berlin auch mit Bundestagsabgeordneten treffen. Auf ihren Transparenten hatten sie etwa Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Baden-Württembergs Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) abgebildet. „Ihr versteht ja nicht mal Bahnhof“, war darauf zu lesen.
Vor dem Brandenburger Tor wollten die Demonstranten Trümmersteine aus dem bereits abgerissenen Nordflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs niederlegen. „Die Steine werden dort aufgebaut, um auf die Zerstörung aufmerksam zu machen - auch im übertragenen Sinn“, sagte Mitorganisator Valentin Funk. Auch die Natur werde durch den Umbau des Stuttgarter Kopfbahnhofs in einen unterirdischen Durchgangsbahnhof zerstört.
„Die Kosten sind enorm, und der Nutzen ist so gering, dass man dafür einfach auf die Straße gehen muss“, sagte Judith Kessler, eine Unterstützerin aus Berlin. „Ich finde, dass es um viel mehr als den Bahnhof geht. Es geht um Demokratieverständnis.“