"Selbst viele Lehrer vermuten hier keine Talente, weil es oft Sprach- und Verhaltensbarrieren gibt", sagt die Initiatorin Dagmar Schilling vom Paritätischen Wohlfahrtsverband, die den Neuköllner Verein für Schulsozialarbeit AspE e.V. als Träger des Mentoring-Projektes Fibonacci gewinnen konnte. Teilnehmen am neuen Mentorenprogramm sollen Kinder zwischen neun und 13 Jahren.
Die Gefahr, dass Talente völlig unerkannt blieben, sei hoch, sagte Schilling. Viele Kinder zögen sich zurück und würden depressiv. Andere reagierten aggressiv oder würden zum Klassenclown. „Aber eigentlich lechzen begabte Kinder danach, gehört zu werden“, weiß die Pädagogin, die sich seit Jahren mit der Hochbegabtenthematik befasst. AspE ist bereits seit langem an vier Schulen in Neukölln mit Schulstationen vor Ort. Weitere Grund- und Oberschulen sollen für die Fibonacci-Kooperation hinzukommen, kündigte Schilling an.
Ab März soll die Arbeit der Mentoren-Tandems konkret starten. Erste Schüler und Begleiter sind schon gefunden. „Die Schulen schlagen uns Schüler vor. Wir führen sie mit Mentoren zusammen, die sie mindestens ein Jahr lang intensiv begleiten“, sagt Schilling. Mindestens zweimal pro Monat sollen die Mentoren den Nachwuchs treffen, dessen Wissbegier stillen und weiter füttern. „Idealerweise findet ein junger Mathe-Fan einen Mathe-Experten als Mentor.“ Vor und auch während der Tandem-Zeit werden die Mentoren geschult und fachlich begleitet.
„Wir suchen unsere Mentoren unter Wissenschaftlern im Ruhestand, aber auch bei Firmen und Forschungseinrichtungen, die ihren Mitarbeitern dafür frei geben“, berichtet die Initiatorin. Zunehmend seien auch Studenten bereit, sich ehrenamtlich zu engagieren. „Es geht aber nicht nur um die fachliche Unterstützung“, betont Schilling. Vielmehr gelte es auch, das Kind als Ganzes zu stützen, eine stabile Beziehung zueinander aufzubauen, die „gerne auch länger als ein Jahr“ dauern soll. Denn oft seien die unentdeckten Hochbegabten bereits verhaltensauffällig und sozial instabil. Nicht nur Kinder aus ausländischen Familien, sondern auch aus Elternhäusern mit Suchtproblemen oder psychischen Erkrankungen sollen bei Fibonacci mitmachen. Zum Start sind 15 Tandems geplant. Der Bildungssenat befürwortet das Projekt. Sponsor ist der Lions Club Dahlem.