Die Zustände an Berlins Problemschulen standen am Wochenende im Mittelpunkt einer Gewerkschaftstagung. Dabei wurden haarsträubende Dinge geschildert. Wo ausländische Schüler in der Überzahl sind, steht Mobbing auf der Tagesordnung.

Mit dem brisanten Thema der „Deutschenfeindlichkeit“ an Berliner Schulen hat sich die Bildungsgewerkschaft GEW im Rahmen einer eintägigen Fachtagung in Berlin befasst. Anlass der Debatte ist ein Artikel in der GEW-Zeitschrift „blz“ vom November 2009, worin berichtet wurde, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund in manchen Schulen, in denen sie die Mehrheit bilden, durch „deutschenfeindliche“ Äußerungen und Mobbing von deutschen Mitschülern auffallen.

Wie der Alltag an Schulen in Brennpunktkiezen aussieht, berichtete Mechthild Unverzagt, Lehrerin an der Otto-Hahn-Gesamtschule in Nord-Neukölln: Die „Gettoisierung“ sei in den vergangenen Jahren „stark vorangeschritten“. Familien, die es sich leisten könnten und aus besseren Bildungsschichten kämen, hätten den Kiez bereits verlassen. In der Schule lernten zu 80 Prozent Kinder nicht deutscher Herkunftssprache, die oft türkisch- oder arabischstämmig seien. Insgesamt kämen die Schüler eher aus „bildungsfernen Schichten“. Das treffe auch auf die wenigen Kinder deutscher Herkunftssprache zu. Tonangebend seien die arabisch- und türkischstämmigen Schüler, schon allein deshalb, weil sie die Mehrheit bildeten.

„Wenn es in der Schule Unterricht gibt, erleben diese Schüler Misserfolge, also tun sie alles, um diesen Unterricht nicht anfangen zu lassen“, so Unverzagt weiter. Der Boykott des Unterrichts und die Respektlosigkeit gegenüber den Erwachsenen bringen den Schülern „Punkte in ihrer Gruppe“. Mit ihrem Verhalten würden sie, so die Einschätzung der Lehrerin, ihr Selbstwertgefühl stärken. Unterricht sei das, was diese Schüler am wenigsten wollten. Ein strebsamer türkischstämmiger Schüler sei von seinen Schulkameraden als homosexuell diffamiert worden – wegen seiner Leistungsbereitschaft.

Wer Leistung bringen will, wird fertig gemacht

„Grundsätzlich wird alles gemobbt, was anders ist“, sagte Unverzagt. Vor allem leistungswillige Schüler würden diskriminiert. Dabei spiele es keine Rolle, ob es sich um einen Schüler deutscher oder nicht deutscher Herkunft handele. Allerdings gebe es auch eine gewisse „Deutschenfeindlichkeit“, räumte Unverzagt ein. Die deutschen Schüler hätten alle Qualitäten von Opfern: Sie kämen zumeist aus zerrütteten Familien und seien in der Minderheit. Aus Angst vor Übergriffen durch andere Schüler versuchten sie, sich „unsichtbar zu machen“.

Der ehemalige Kreuzberger Schüler Salahdin Said bestätigte, dass einige deutsche Schüler „zu kurz“ kämen. Meistens werde in den Pausen Arabisch gesprochen. Die Lehrer müssten durchsetzen, dass Deutsch gesprochen wird, meinte er. Zudem sollten die Pädagogen klare Regeln aufstellen.