Abgesagte Lesungen

Haus der Kulturen lädt Thilo Sarrazin aus

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Nach der Absage einer Lesung in Hildesheim hat nun auch das Haus der Kulturen in Berlin eine Veranstaltung mit Thilo Sarrazin abgesagt - diesmal nicht wegen Sicherheitsbedenken.

Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin hat am Dienstag zwei Absagen für Lesungen aus seinem umstrittenen Buch „Deutschland schafft sich ab“ erhalten.

Nach dem Rückzug einer Hildesheimer Buchhandlung wurde der Autor auch von einem Berliner Veranstalter wieder ausgeladen, sagte eine Sprecherin der Deutschen Verlagsanstalt (DVA) am Dienstag. Das „Haus der Kulturen“ in Berlin habe deutlich gemacht, Sarazzin am 25. September nicht zu Gast haben zu wollen. In Berlin werde derzeit nach einem neuen Ort für die Lesung gesucht.

Die Betreiber der Buchhandlung in Hildesheim hatten Sicherheitsbedenken für die Absage geltend gemacht. Sarrazin, der wegen seiner Thesen zur mangelnden Integrationsbereitschaft von Ausländern im Kreuzfeuer der Kritik steht, wollte dort eigentlich die Lesereise zu seinem neuen Buch beginnen. Michael Jens, Geschäftsführer der Buchhandlung Decius, die Sarrazin zu der Lesung eingeladen hatte, befürchtet Proteste am Rande der Veranstaltung.

Das Hildesheimer "Bündnis gegen Rechts“ hatte zuvor angekündigt, gegen die erste öffentliche Lesung von Sarrazin aus seinem umstrittenen Buch "Deutschland schafft sich ab“ demonstrieren zu wollen. Unter dem Motto „Kein Forum für Antisemitismus, Rassismus und populistische Hetze“ war eine Kundgebung am Abend geplant.

Die Hildesheimer Buchhandlung Decius hatte nach eigenen Angaben rund 200 Gäste zu der Lesung Sarrazins erwartet. Schon im Vorfeld habe es jedoch E-Mails empörter Kunden gegeben, die drohten, dort wegen der Lesung nicht mehr einzukaufen, hieß es von der Geschäftsführung.

Sarrazin steht wegen seiner umstrittenen Thesen zur Integration von Ausländern seit Tagen in der Kritik. In seinem Buch warnt der Sozialdemokrat und frühere Berliner Finanzsenator davor, dass die Deutschen zu "Fremden im eigenen Land“ würden. Zudem hatte er Thesen über die Vererbung von Intelligenz aufgestellt und in einem Interview mit Morgenpost Online von Genen bei Juden gesprochen.

Andere Veranstalter halten nach Angaben des Verlags dagegen an ihren geplanten Lesungen fest. Sie begründeten dies damit, sich sachlich mit den kontroversen Thesen Sarrazins auseinandersetzen zu wollen.

Die SPD-Führung leitete am Montag ein Parteiausschlussverfahren gegen das langjährige Parteimitglied ein. Auch die Bundesbank verschärfte den Druck auf ihr Vorstandsmitglied. Seine diskriminierenden Äußerungen fügten dem Ansehen der Bank Schaden zu, hieß es in einer Erklärung.

3. Auflage kommt in die Läden

Sarrazins Buch „Deutschland schafft sich ab“ verkauft sich unterdessen gut. Der Verlag bringt an diesem Mittwoch die dritte Auflage mit 30.000 Exemplaren in den Handel, die ersten beiden Auflagen umfassten insgesamt 40.000 Stück, wie der Münchner Verlag DVA auf Anfrage mitteilte. Auch eine vierte Auflage sei in Vorbereitung, sie soll am Montag mit 80.000 Exemplaren in den Buchläden liegen.

- > Das große Interview mit Thilo Sarrazin lesen Sie hier!

( EPD/mim )