Buch von Jugendrichterin

Kirsten Heisigs Vermächtnis bald auch auf Türkisch

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Vor ihrem Tod hat Jugendrichterin Kirsten Heisig ungeschönt über Jugendkriminalität in Berlin geschrieben. Die Erscheinung ihres Buchs "Das Ende der Geduld" erlebte sie nicht mehr. Nun soll der Bestseller auch auf Türkisch herauskommen.

Das Buch der Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig über den Kampf gegen Jugendkriminalität soll nach Verlagsangaben auch auf Türkisch erscheinen. Eine solche Ausgabe sei in Planung, sagte die Sprecherin des Verlages Herder, Christine Weis. Es gebe Lizenzanfragen. Rund drei Wochen nach dem Tod der 48-jährigen Richterin, die sich das Leben nahm, war Ende Juli „Das Ende der Geduld“ herausgekommen. Die Gründe für den plötzlichen Tod von Heisig sollen im persönlichen Bereich liegen.

Es ist ein harter Alltagsbericht über kriminelle Kinder und Jugendliche und die Schwierigkeiten der Justiz mit solchen Tätern. Heisig war als Richterin für den Problemkiez Neukölln mit einem großen Ausländeranteil und hoher Arbeitslosigkeit zuständig. Sie hatte das Neuköllner Modell initiiert, nachdem junge Kriminelle schnell nach einem Delikt bestraft werden sollen, um noch erzieherischen Einfluss nehmen zu können.

Die Startauflage von 40.000 Exemplaren war gleich am ersten Tag ausverkauft gewesen. Das Buch sei mittlerweile mit 200.000 Exemplaren in der elften Auflage, so die Sprecherin. Der Bericht steht auf der „Spiegel“-Bestsellerliste auf Platz 1. Im September organisiert der Verlag zusammen mit dem Bezirksamt Neukölln eine Gesprächsrunde zum Gedenken an Kirsten Heisig.

Heisig schrieb ungeschönt und offen. Ihre Thesen hatten auch für Kontroversen gesorgt. Immer brutalere Attacken von Jugendlichen ohne jegliche Hemmschwelle und oft mit ausländischen Wurzeln seien ein Problem in vielen Großstädten, hatte die bundesweit bekannte Richterin festgehalten. Türkische oder arabische Eltern suchten die Schuld für Fehlentwicklungen meist im deutschen System, stellte sie fest. Die Jungen würden von ihren Müttern extrem verwöhnt, bekämen keine Grenzen gesetzt. Lehrer würden schnell als rassistisch beschimpft.

An anderer Stelle heißt es: „Schwer kriminelle Jugendliche können durch elterliches Versagen und unter den Augen der geduldig abwartenden staatlichen Institutionen heranwachsen.“ Nach Ansicht von Heisig seien Richter am Ende dieser Kette oft nur eine Art Reparaturbetrieb - mit mäßigem Erfolg.

( dpa/ap )