Bundespräsident

Wulff lässt sich Brötchen aus Hannover liefern

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Traditionsbäcker Jochen Gaues aus Hannover liefert regelmäßig hochwertige Brote und Brötchen nach Berlin, so auch mehrmals im Monat an das Schloss Bellevue - Amtssitz von Bundespräsident Christian Wulff. Das macht einige Hauptstädter zornig.

Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden – und über sie lässt sich nicht streiten. Doch die Vorliebe des ehemaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten und jetzigen Bundespräsidenten Christian Wulff für Brötchen aus Hannover hat jetzt für Unmut gesorgt. Wulff lässt sich nämlich mehrmals im Monat Backwaren aus der niedersächsischen Landeshauptstadt bringen. Hoflieferant ist der Traditionsbäcker Jochen Gaues – der auch schon einige von Wulffs Vorgängern beliefert hat. Das macht einige Berliner zornig, aus Lokalpatriotismus – und wegen des Umweltschutzes.

So sagt Carmen Schultze, Sprecherin des BUND Berlin, ökologisch sei es immer besser, Waren vor Ort zu produzieren. Grünen-Politikerin Claudia Hämmerling hält die Transporte sogar für „verrückt“. Schließlich gebe es „auch in Berlin ganz hervorragendes Brot“ – sie empfiehlt übrigens „Märkisches Landbrot“ – und abgesehen davon könne man die Hannoveraner Brötchen viel besser im Heimaturlaub genießen. Sie esse Thüringer Rostbratwürste schließlich auch nur in Thüringen. Pflichtschuldigst empört sich auch Wolfgang Rink von der Handwerkskammer Berlin. In der Hauptstadt gebe es zahlreiche Bäcker, die wie Gaues nach alter Tradition backen. Manche hätten sogar eine eigene Mühle. „An der Qualität der Berliner Brötchen kann es nicht liegen“, sagte Rink und vermutet alte Verträge hinter dem wochentäglichen Brottransport.

Den Lobgesängen auf Brot von der Spree stehen allerdings die traditionellen Klagen aller Neu-Berliner gegenüber, die auf die mangelhafte Backwarenqualität der Hauptstadt hinweisen. Gestützt wird dieses lautstarke Lamento dadurch, dass auch das Hotel Adlon seine Backwaren von Gaues aus Hannover importiert. Und das KaDeWe greift auf Pariser Produkte zurück, zu denen nicht nur nostalgische Franzosen oder unzufriedene Rheinländer greifen. Auch Berliner kaufen das „ausländische“ Brot – zumindest wenn die Brotmoralisten nicht hinschauen.

( alu/mh )