Eine Forsa-Umfrage im Auftrag der „Berliner Zeitung“ sieht SPD und Grüne in der Hauptstadt erstmals gleichauf bei 27 Prozent, wobei die SPD im vergleich zum Vormonat stabil blieb und die Grünen zwei Punkte aufholen konnte. Es folgen die CDU mit 17 Prozent (minus 2 Prozentpunkte), die Linken mit 15 Prozent (minus 2) und die FDP mit 4 Prozent (plus 1). Für die sonstigen Parteien weist Forsa 10 Prozent aus (plus 1).
Wie stark die Grünen von einer möglichen Spitzenkandidatur ihrer Fraktionschefin im Bundestag, Renate Künast, profitieren könnten, macht ein zweites Ergebnis der Umfrage deutlich. Wenn sie den Regierenden Bürgermeister direkt wählen könnten, würden sich 40 Prozent für Künast entscheiden, 37 Prozent für den Amtsinhaber Klaus Wowereit von der SPD. 18 Prozent zeigten sich unentschlossen. Für Künast weist die Umfrage hohe Zustimmung in anderen politischen Lagern aus. So sagten 62 Prozent der befragten SPD-Anhänger es sei gut, wenn Künast Regierende Bürgermeisterin würde.
Damit setzt sich eine Tendenz fort, den auch schon der Berlin-Trend der Berliner Morgenpost und der RBB-Abendschau gemessen hatte. Je länger die Debatte um einen möglichen Wechsel der ehemaligen Bundesministerin in die Landespolitik währt, umso mehr Sympathien gewinnt Künast. Im Juni 2010 lag Wowereit im Berlin-Trend mit 43 zu 42 Prozent hauchdünn vor Künast. Drei Monate zuvor hatte der Abstand bei 46 zu 38 Prozent noch acht Punkte betragen.
Ob Renate Künast tatsächlich ihre Partei in die Abgeordnetenhaus-Wahl führen wird, ist nach den Worten der Fraktionsvorsitzenden Ramona Pop noch nicht geklärt. Eine Entscheidung solle im Herbst fallen. Im November ist eine Landesdelegiertenkonferenz angesetzt, wo die Personalie beschlossen werden könnte. Im Landesverband der Grünen gebe es gegen Künasts Kandidatur keine Widerstände, sagte Pop: „Der Frust über Rot-Rot ist bei uns ziemlich groß.“