Canisius-Kolleg

Missbrauchsbeauftragter will Amt aufgeben

Anne Klesse

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Dompropst Stefan Dybowski ist im Erzbistum Berlin Ansprechpartner für Opfer, die von katholischen Geistlichen missbraucht wurden. Doch nun bittet er darum, von diesem Amt entbunden zu werden. Denn ihm fehle die nötige Distanz, sagt der Seelsorger.

Etwa 150 Opfer aus ganz Deutschland haben sich bislang bei der Beauftragten des Jesuitenordens für das Thema Missbrauch, Rechtsanwältin Ursula Raue, gemeldet. Doch wird der Aufklärungswille der Kirche in Zweifel gezogen. Die Deutsche Bischofskonferenz hat zwar den Bischof von Trier, Stephan Ackermann, als Beauftragten für Missbrauchsfälle eingesetzt. Raue hält diese Entscheidung aber für unzureichend. „Wir benötigen in jedem einzelnen Bistum in Deutschland jemanden, der für das Thema zuständig ist“, sagte sie. Wichtig sei, dass es externe Mitarbeiter seien. „Sie dürfen nicht Teil der Organisation und Hierarchie sein, denn dann sind da mitunter andere Loyalitäten, andere Bindungen an das System, als wenn jemand von extern eingesetzt wird.“

Im Erzbistum Berlin bat unterdessen der Missbrauchsbeauftragte Stefan Dybowski darum, von seinem Amt entbunden zu werden. Da er zugleich die Seelsorge im Ordinariat leitet, habe er nicht die nötige Distanz zu möglichen Tätern. Dybowski schlägt vor, das Amt des Missbrauchsbeauftragten durch eine externe Kommission zu ersetzen. Ob und wann dies geschieht, ist noch offen.

Die 27 Bistümer in Deutschland haben jeweils einen Ansprechpartner für das Thema Missbrauch, diese sind jedoch nur selten wirklich unabhängig. Die Bischofskonferenz will nun prüfen, ob es mehr externe Ombudsleute geben soll.