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Ich bin stolz, heute in Ihre Stadt zu kommen als Gast Ihres hervorragenden Regierenden Bürgermeisters, der in allen Teilen der Welt als Symbol für den Kampf- und Widerstandsgeist West-Berlins gilt.
Kennedy hebt seine beiden deutschen Begleiter hervor, den aufstrebenden Bürgermeister Willy Brandt und den scheidenden, greisen Kanzler Konrad Adenauer. Sie sind politisch harte Konkurrenten, aber das interessiert ihn nicht.
Beifallsstürme löst die Erwähnung von Lucius D. Clay hervor, dem einstigen Militärgouverneur, Verfechter der Luftbrücke 1948/49 und Sondergesandten Kennedys nach dem Mauerbau 1961. Der pensionierte General vermittelt den West-Berliner Vertrauen in die USA. Ein guter Einstieg.
I am proud to come to this city as the guest of your distinguished mayor, who has symbolized throughout the world the fighting spirit of West Berlin.
Kennedy talks about the two Germans that are with him on stage: the young, up-and-coming mayor Willy Brandt and the distinctive, aged Chancellor Konrad Adenauer. Politically, they are tough opponents, but Kennedy doesn’t care about that. The crowd is going wild as he mentions Lucius D. Clay, the former Military Governor, champion of Airlift in 1948/49 and Kennedy's special envoy after the wall was built in 1961. The beloved retired general is giving the people of West Berlin confidence in the United States. A good start.
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Ich bin stolz, auf dieser Reise die Bundesrepublik Deutschland zusammen mit Ihrem hervorragenden Herrn Bundeskanzler besucht zu haben, der während so langer Jahre die Politik der Bundesregierung bestimmt hat nach den Richtlinien der Demokratie, der Freiheit und des Fortschritts.
And I am proud to visit the Federal Republic with your distinguished chancellor, who for so many years has committed Germany to democracy and freedom and progress.
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Ich bin stolz darauf, heute in Ihre Stadt in der Gesellschaft eines amerikanischen Mitbürgers gekommen zu sein, General Clays, der hier in der Zeit der schwersten Krise tätig war, durch die diese Stadt gegangen ist, und der wieder nach Berlin kommen wird, wenn es notwendig werden sollte.
And to come here in the company of my fellow American, General Clay, who has been in this city during its great moments of crisis and will come again if ever needed.
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Vor zweitausend Jahren war der stolzeste Satz, den ein Mensch sagen konnte, der: Ich bin ein Bürger Roms. Heute ist der stolzeste Satz, den jemand in der freien Welt sagen kann: Ich bin ein Berliner. Ich bin dem Dolmetscher dankbar, dass er mein Deutsch noch besser übersetzt hat.
Kennedy spricht frei weiter und greift einen Gedanken auf, den er erstmals am 4. Mai 1962 bei einer Rede in New Orleans formuliert hat – damals sagte er aber: Ich bin ein Bürger der Vereinigten Staaten. Die historische Analogie ist richtig, aber erst durch die Konzentration auf Berlin bekommt sie ihre politische Brisanz.
Die deutsche Aussprache hat er noch kurz vorher mit seinem Dolmetscher Robert H. Lochner geübt.
Two thousand years ago, the proudest boast was "civis romanus sum." Today, in the world of freedom, the proudest boast is "Ich bin ein Berliner." I appreciate my interpreter translating my German!
Kennedy speaks freely without his notes. He builds upon an idea he first presented in a speech in New Orleans on May 4, 1962. His original words were, “I am a citizen of the United States.” The historical analogy is correct, but by using it for Berlin, he turned it into a explosive political statement.
He practiced the German pronunciation briefly with his interpreter Robert H. Lochner.
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Wenn es in der Welt Menschen geben sollte, die nicht verstehen oder nicht zu verstehen vorgeben, worum es heute in der Auseinandersetzung zwischen der freien Welt und dem Kommunismus geht, dann können wir ihnen nur sagen, sie sollen nach Berlin kommen.
There are many people in the world who really don't understand, or say they don't, what is the great issue between the free world and the communist world. Let them come to Berlin.
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Es gibt Leute, die sagen, dem Kommunismus gehöre die Zukunft. Sie sollen nach Berlin kommen. Und es gibt wieder andere in Europa und in anderen Teilen der Welt, die behaupten, man könne mit dem Kommunismus zusammenarbeiten. Auch sie sollen nach Berlin kommen. Und es gibt auch einige wenige, die sagen, es treffe zwar zu, dass der Kommunismus ein böses und ein schlechtes System sei, aber er gestatte es ihnen, wirtschaftlichen Fortschritt zu erreichen. Aber lasst auch sie nach Berlin kommen.
Der inhaltliche Kern von Kennedys Ansprache, frei und spontan formuliert. Er beschreibt den Gegensatz zwischen freier Welt und Kommunismus und erhebt Berlin in den Rang des unwiderlegbaren Beispiels. Die Passage widerspricht Kennedys auf Entspannung gerichteter Politik, aber die Besuche am Brandenburger Tor und am Checkpoint Charlie haben ihn verärgert.
There are some who say that communism is the wave of the future. Let them come to Berlin. And there are some who say in Europe and elsewhere we can work with the communists. Let them come to Berlin. And there are even a few who say that it is true that communism is an evil system, but it permits us to make economic progress. Lasst sie nach Berlin kommen. Let them come to Berlin.
The core of Kennedy's speech is both free and spontaneous. It describes the contrast between the free world and communism, and Berlin rises to the rank of an irrefutable example. This passage contradicts Kennedy’s policies of détente, but his visits at the Brandenburg Gate and Checkpoint Charlie have deeply upset him.
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Ein Leben in Freiheit ist nicht leicht, und die Demokratie ist nicht vollkommen. Aber wir hatten es nie nötig, eine Mauer aufzubauen, um unsere Leute bei uns zu halten und sie daran zu hindern, woanders hinzugehen.
Freedom has many difficulties and democracy is not perfect, but we have never had to put a wall up to keep our people in, to prevent them from leaving us.
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Ich möchte Ihnen im Namen der Bevölkerung der Vereinigten Staaten, die viele tausend Kilometer von Ihnen entfernt lebt, auf der anderen Seite des Atlantiks, sagen, dass meine amerikanischen Mitbürger stolz, sehr stolz darauf sind, mit Ihnen zusammen selbst aus der Entfernung die Geschichte der letzten 18 Jahre teilen zu können.
Denn ich weiß nicht, dass jemals eine Stadt 18 Jahre lang belagert wurde und dennoch lebt in ungebrochener Vitalität, mit unerschütterlicher Hoffnung, mit der gleichen Stärke und mit der gleichen Entschlossenheit wie heute West-Berlin.
Kennedy, der selbst als Soldat im Zweiten Weltkrieg gekämpft hat, meint die Metapher von der „belagerten Stadt“ wörtlich und konkret. Der Durchhaltewille der Bewohner imponiert ihm tatsächlich.
I want to say, on behalf of my countrymen, who live many miles away on the other side of the Atlantic, who are far distant from you, that they take the greatest pride that they have been able to share with you, even from a distance, the story of the last 18 years. I know of no town, no city, that has been besieged for 18 years that still lives with the vitality and the force and the hope and the determination of the city of West Berlin.
Kennedy, who has fought as a soldier in World War II himself, believes in his metaphor of the "besieged city”. The perseverance of the residents actually impresses him.
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Die Mauer ist die abscheulichste und stärkste Demonstration für das Versagen des kommunistischen Systems. Die ganze Welt sieht dieses Eingeständnis des Versagens. Wir sind darüber keineswegs glücklich; denn, wie Ihr Regierender Bürgermeister gesagt hat, die Mauer schlägt nicht nur der Geschichte ins Gesicht, sie schlägt der Menschlichkeit ins Gesicht.
Durch die Mauer werden Familien getrennt, der Mann von der Frau, der Bruder von der Schwester, und Menschen werden mit Gewalt auseinandergehalten, die zusammen leben wollen.
While the wall is the most obvious and vivid demonstration of the failures of the communist system, for all the world to see, we take no satisfaction in it, for it is, as your mayor has said, an offense not only against history but an offense against humanity, separating families, dividing husbands and wives and brothers and sisters, and dividing a people who wish to be joined together.
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Was von Berlin gilt, gilt von Deutschland: Ein echter Friede in Europa kann nicht gewährleistet werden, solange jedem vierten Deutschen das Grundrecht einer freien Wahl vorenthalten wird. In 18 Jahren Frieden und der erprobten Verlässlichkeit hat diese Generation der Deutschen sich das Recht verdient, frei zu sein, einschließlich des Rechtes, die Familien und die Nation in dauerhaftem Frieden wiedervereinigt zu sehen, in gutem Willen gegen jedermann.
Kennedy greift zum ersten Mal in seiner Rede auf den vorbereiteten, ausformulierten Text zurück. Sofort werden die Sätze komplizierter, wirken seine Aussagen weit weniger direkt auf das Publikum. Der Jubel geht deutlich zurück, auch weil viele Zuhörer nun auf die Übersetzung warten müssen.
What is true of this city is true of Germany – real, lasting peace in Europe can never be assured as long as one German out of four is denied the elementary right of free men, and that is to make a free choice. In 18 years of peace and good faith, this generation of Germans has earned the right to be free, including the right to unite their families and their nation in lasting peace, with good will to all people.
For the first time Kennedy reaches for his prepared manuscript. The sentences become complicated immediately, and his statements seem far less directed at the audience. The cheering dwindles considerably, partly because many people have to wait for the translation.
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Sie leben auf einer verteidigten Insel der Freiheit. Aber Ihr Leben ist mit dem des Festlandes verbunden, und deshalb fordere ich Sie zum Schluss auf, den Blick über die Gefahren des Heute hinweg auf die Hoffnung des Morgen zu richten, über die Freiheit dieser Stadt Berlin und über die Freiheit Ihres Landes hinweg auf den Vormarsch der Freiheit überall in der Welt, über die Mauer hinweg auf den Tag des Friedens mit Gerechtigkeit.
Eigentlich, so darf man vermuten, sollte diese Passage der Höhepunkt in Kennedys Rede sein – das dürften sich jedenfalls seine Redenschreiber so gedacht haben. Doch im Vergleich zur kräftigen antikommunistischen Botschaft zuvor verblassen diese abgewogenen und durchaus klugen Worte.
You live in a defended island of freedom, but your life is part of the main. So let me ask you as I close, to lift your eyes beyond the dangers of today, to the hopes of tomorrow, beyond the freedom merely of this city of Berlin, or your country of Germany, to the advance of freedom everywhere, beyond the wall to the day of peace with justice, beyond yourselves and ourselves to all mankind.
We may suspect that this passage was supposed be the highlight of Kennedy's speech - the probable plan of his speech writers. However, these wise words dull in comparison to the earlier strong anti-communist message.
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Die Freiheit ist unteilbar, und wenn auch nur einer versklavt ist, dann sind nicht alle frei. Aber wenn der Tag gekommen sein wird, an dem alle die Freiheit haben und Ihre Stadt und Ihr Land wieder vereint sind, wenn Europa geeint ist und Bestandteil eines friedvollen und zu höchsten Hoffnungen berechtigten Erdteiles, dann, wenn dieser Tag gekommen sein wird, können Sie mit Befriedigung von sich sagen, dass die Berliner und diese Stadt Berlin 20 Jahre die Front gehalten haben.
Freedom is indivisible, and when one man is enslaved, all are not free. When all are free, then we can look forward to that day when this city will be joined as one and this country and this great Continent of Europe in a peaceful and hopeful globe. When that day finally comes, as it will, the people of West Berlin can take sober satisfaction in the fact that they were in the front lines for almost two decades.
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Alle freien Menschen, wo immer sie leben mögen, sind Bürger dieser Stadt West-Berlin, und deshalb bin ich als freier Mann stolz darauf, sagen zu können: Ich bin ein Berliner.
Kennedy spürt, dass er zum Ende kommen muss. Er greift zurück auf seine Formulierung am Anfang und macht sie sich ausdrücklich persönlich zu Eigen. Minutenlanger, nicht abreißender Jubel ist der Dank der Zuhörer
All free men, wherever they may live, are citizens of Berlin, and therefore, as a free man, I take pride in the words "Ich bin ein Berliner."
Kennedy realizes that he must come to an end. He refers to his words from the beginning of the speech and makes them explicitly his own. The audience thanks him with a several minute long cheering and applause.