Berlin. Vor 100 Jahren stellte BMW in Berlin sein erstes Motorrad vor. Das Jubiläum lockt sogar den Bundeskanzler an – aus guten Gründen.

Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Motorradsparte hat BMW-Vorstandschef Oliver Zipse ein weiteres Wachstum des Zweiradwerks in Spandau in Aussicht gestellt. Hier in Berlin schlage das Herz der Marke, sagt Zipse am Donnerstagabend vor gut 150 geladenen Gästen.

„BMW-Motorrad bleibt nicht nur ein verlässlicher Partner der Stadt Berlin, sondern wir bauen das Engagement sogar noch weiter aus", so Zipse ohne zunächst weitere Details zu nennen.

Jährlich laufen in Spandau gut 180.000 Maschinen vom Band. „80 Prozent davon gehen in den Export und begeistern mit Berliner Luft im Reifen Kunden rund um den Globus."

Zum 100. Jubiläum der BMW-Motorradfertigung gab sich auch Kanzler Scholz im Spandauer Werk die Ehre.
Zum 100. Jubiläum der BMW-Motorradfertigung gab sich auch Kanzler Scholz im Spandauer Werk die Ehre. © Dominik Bath

Kanzler Scholz gratuliert zu 100 Jahren BMW-Motorräder

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) betonte in seiner Ansprache die Bedeutung der Industrie in Deutschland. „100 Jahre BMW-Motorrad bedeutet auch 100 Jahre Fertigung in Deutschland, Frühschicht, Spätschicht, Teamarbeit, Stolz auf die eigene Leistung und auch Stolz darauf, was andere mit dem leisten, was man selbst hergestellt hat", so Scholz mit Blick auf den Motorsport.

Scholz sagte weiter, Basis des Erfolgs sei freier Handel. Man habe zuletzt auch erfahren, wie gefährlich einseitige Abhängigkeit sein könne. „Die Antwort kann aber nicht weniger Handel heißen, sondern mehr Handel mit unterschiedlichen Partnern", erklärte der Kanzler.

Neue Freihandelsabkommen und Investitionen in den Standort Deutschland würden auch 'Made in Germany' zukunftsfest machen. Er verwies auf ausländische Konzerne, die zuletzt in Zukunftsfelder wie Halbleiter, Batterien und Cleantech gut 80 Milliarden Euro investiert hätten.

Weltweite Kundschaft für Industrie "made in Berlin"

Mobilität sei eine Schlüsselbranche, so Scholz weiter. Weltweit wachse der Bedarf an nachhaltiger Mobilität. „Das macht Lust auf die Zukunft." BMW zeige mit dem Werk in Spandau, dass Industrie auch in der Stadt ihren Platz finde.

Der Automobilbauer stellt seit 1923 auch Motorräder her. An diesem Donnerstag vor 100 Jahren, am 28. September 1923, präsentierte man in Berlin auf der Automobilausstellung mit der R32 das erste hauseigene Motorrad. Schon damals hatte die Maschine mit Zweizylinder-Boxermotor und Kardanantrieb eine für BMW lange Zeit typische Bauweise.

In Berlin selbst werden die Zweiräder erst seit 1969 in Serie gefertigt. Auf dem 230.000 Quadratmeter großen Gelände in Spandau sind heute mehr 4000 Menschen in und um den Hallen tätig. Gute 900 Motorräder und vollelektrische Scooter rollen hier täglich vom Band. Das Werk in Spandau ist innerhalb der Motorradfertigung des Konzerns das Leitwerk. Das heißt, von Berlin aus wird auch die Fertigung an den anderen internationalen Motorradfertigungsstandorten mit gesteuert. Fünf Zweirad-Produktionsstandorte des bayrischen Konzerns gibt es weltweit, ein sechster nimmt gerade in Thailand die Produktion auf.

BMW investierte eine halbe Milliarden in Automatisierung, Digitalisierung, Nachhaltigkeit

„Das Berliner BMW Group Werk ist einer der traditionsreichsten und zugleich innovativsten Industriestandorte Berlins und der Region. Es ist ein wesentlicher Teil der Erfolgsgeschichte von BMW Motorrad. In Berlin wird nahezu die gesamte Modellpalette gefertigt“, sagte der Spandauer Werkschef Helmut Schramm.

Gute eine halbe Milliarde Euro hatte BMW eigenen Angaben zufolge in den vergangenen acht Jahren am Standort Berlin investiert. Vor allem Automatisierung, Digitalisierung und der Weg zur klimaneutralen Produktion stand dabei zuletzt im Fokus: Der CO2-Ausstoß bei der Produktion soll bis 2030 um 80 Prozent reduziert werden, das Werk auch diverser werden. Bei einem Anteil von 4,4 Prozent Frauen in der Produktion in dabei fraglos noch Luft nach oben. Digital ist man zum Beispiel schon bei der Schulung von Mitarbeiter, die weltweit auch über Virtual-Reality-Brillen ablaufen kann. Durch die Werkshallen fahren heute autonome Roboter und bringen Teile von A nach B.

Wie andere Industriefirmen auch litt aber auch BMW Motorrad zuletzt unter den angespannten Lieferketten. Der Ukraine-Krieg erschwerte die Teilebeschaffung, auch zum Teil weiter bestehende Corona-Lockdowns in China machten dem Berliner Produzenten zu schaffen. Zum Teil hat man damit begonnen, wieder mehr hausintern zu fertigen.

In der am Donnerstag neu eröffneten BMW Motorrad-Welt in einem der historischen Backsteingebäude am Juliusturm sollen auch Besucher nun die Innovationskraft der Marke BMW Motorrad nachspüren können. Zentraler Bestandteil ist die interaktive Präsentation aktueller Zweiräder. Besucher haben freien Eintritt. Geöffnet ist die Motorradwelt von Montag bis Freitag zwischen 10 und 19 Uhr.