Berlin. Es sind solche Spiele, die sich den Fans in die Erinnerung brennen. Das 85:72 am vergangenen Sonntag gegen Bayern München. Nun das 95:91 gegen Baskonia Vitoria. Wenn es daran etwas zu bedauern gibt, dann allein, dass keine Zuschauer in der Arena dabei sein dürfen, wenn Alba Berlin diese Siege erspielt, erkämpft, erzwingt. Siege, die dem deutschen Meister kaum jemand zutraute, weil er nur noch zehn einsatzfähige Profis hat, sämtliche Lehrlinge schon mitgezählt. Weil vier absolute Leistungsträger verletzt fehlen. Alba hätte verdient, dass viele Fans hautnah miterleben, wie die Mannschaft das hinkriegt, was mit Teamspirit möglich ist. Und das sogar mit Spielern, die zu einem großen Teil in Berlin aufgewachsen sind.
95 Punkte kassieren - das hatte das auf Verteidigung spezialisierte Team von Baskonia Vitoria in der Euroleague in dieser Saison noch nicht erleiden müssen. Die Bayern mit mehr als zehn Punkten Vorsprung bezwingen - das hatte vor Alba nur Real Madrid geschafft. Real Madrid! Worüber reden wir eigentlich?
Alba Berlin zeigt unter unnormalen Bedingungen Topleistungen
Über Alba Berlin, das zum Ende der Hinserie der Euroleague sieben von 17 Spielen gewonnen hat. Und das unter alles andere als normalen Bedingungen. Verletzungen von Spielern sind seit dem Saisonstart ein nervender Begleiter Alba Berlins. Das Coronavirus hat die Berliner vorübergehend voll erwischt. Nachdem sich die Mannschaft davon einigermaßem erholt hatte, ist aktuell auch noch Trainer Aito betroffen. Wer kann unter solchen Umständen bitteschön auch noch liefern, zumal in einer Euroleague, in der fast alle Klubs höhere Budgets haben als Alba Berlin?
Es ist eine schöne Momentaufnahme, dass Alba das gelingt. Wie lange noch, weiß niemand. Vielleicht noch Donnerstag gegen Maccabi Tel Aviv. Vielleicht auch nicht. Jeder unglaubliche Sieg verstärkt nur den Glauben, dass Alba das Loch, das unweigerlich kommen muss bei diesen extremen Belastungen, noch ein Weilchen vor sich herschieben kann. Im deutschen Pokal sind die Berliner noch im Rennen. In der Bundesliga haben sie erst ein Spiel verloren. Erstaunliche Zwischenergebnisse. Aber auch nicht mehr als das.
Die Abgänge hat Alba Berlin locker verkraftet
Die Gefahr besteht, dass irgendwann nichts mehr geht. Aus purer Erschöpfung. Noch elf Spiele bis Ende Januar, das ist zu viel für diesen Team-Torso. Selbst für die beste Mannschaft, die Alba jemals hatte. Und die hat der Verein. Den Verlust von Spielern wie Martin Hermannsson, Rokas Giedraitis, Landry Nnoko, Kenneth Ogbe - den hat Alba lässig verkraftet. Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen. Nicht allein, weil Jayson Granger, Maodo Lo, Simone Fontecchio, Ben Lammers, Louis Olinde sie mehr als ersetzen. Sondern auch, weil alle anderen von Johannes Thiemann über den erst 20-jährigen Jonas Mattisseck bis hin zu Malte Delow einfach immer besser werden.
Die beste Mannschaft, die Alba Berlin jemals hatte, das ist hoch gegriffen. Aber in einem Kommentar darf man das ja behaupten, zumal wenn man von Anfang an, also seit 1990, Alba Berlin zugeschaut hat. Die Mannschaft könnte es beweisen, dass sie das ist, wenn sie in Europa weiterhin derart Furore macht und in der Bundesliga die scheinbar übermächtigen Bayern im Zaum hält. Es wäre nur zu schade, wenn die Pandemie Corona und die Seuche Verletzungen es verhindern. Das hätte Alba Berlin nicht verdient.
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