. Segelboote, Strandkörbe und Möwen: Mit der dritten Etappe erreichen wir die Küste. Doch die 50 Kilometer dorthin sind hart erradelt.

Den dritten Tag sind wir nun mit dem Fahrrad an die Ostsee unterwegs. Die Beine sind müde, doch die Motivation groß wie am ersten Tag. Mehr als die Hälfte ist geschafft. Fast 200 Kilometer stehen bereits auf dem Tacho. Heute geht es durch Mecklenburg-Vorpommern nach Ueckermünde am Stettiner Haff. Rund 50 Kilometer sagt das Navigationsgerät. Klingt wie ein Katzensprung, wird aber anstrengender als gedacht.

Endlich ans Meer: die dritte Etappe des Berlin-Usedom-Radwegs.
Endlich ans Meer: die dritte Etappe des Berlin-Usedom-Radwegs. © Raufeld Medien

Bislang war die Strecke traumhaft. Nur ganz selten führte der Radweg direkt neben einer Straße entlang. Und mit der Schorfheide und Uckermark ging es durch zwei der schönsten Regionen Brandenburgs mit vielen Badeseen.

Wind frischt auf

Zwei Faktoren erschweren aber nun das Radfahren. Zum einen zeigt sich die Nähe zur Küste. Zumindest an diesem Tag weht ein frischer Wind. Und leider direkt von vorne. Gegen Kälte oder Regen schützt Kleidung, aber Gegenwind ist wie bergauf fahren. Um vorwärts zu kommen, braucht es mehr Energie und so werden aus 50 Kilometern gefühlt schnell 100 Kilometer.

Die ersten Kilometer ab Nechlin verlaufen auf traumhaften Radwegen.
Die ersten Kilometer ab Nechlin verlaufen auf traumhaften Radwegen. © Martin Hildebrandt

Sehr wichtig war die gerade mal 50 Gramm leichte Dynamics Windstopperjacke. Sie ist hauchdünn, atmungsaktiv, lässt aber keinen Wind durch. Denn neben der zusätzlichen Kraft kühlt der Körper bei Wind schneller aus. Dies ist sogar messbar und wird bei einigen Wetterdiensten als Windchill-Temperatur angegeben. Die Jacke verhindert das Auskühlen und sollte daher unbedingt auf eine längere Radreise mitgenommen werden. Gerade, wenn es an die Küste geht. Doch der Wind ist nur eine Hürde, die es in Mecklenburg zu bewältigen gilt. Anders als in Brandenburg ist der Radweg Berlin-Usedom nur an wenigen Stellen gut ausgebaut. Und gerade zwischen Nechlin und Ueckermünde ließe sich der Verlauf schöner und auch fahrradtauglicher gestalten.

Der unbefestigte Weg vor Pasewalk fordert Rad und Reiter.
Der unbefestigte Weg vor Pasewalk fordert Rad und Reiter. © Martin Hildebrandt

Positiv gesehen: So lernt der Radfahrer alle möglichen Bodenbeläge kennen. Betonplatten, Schotter, Sand und Asphalt. Ein Härtetest für die Bereifung. Und während die Schwalbe Reifen ohne Panne durchhalten, ist bei einem weniger gutem Fahrrad die Luft raus. Die Touristen mit dem Leihrad hatten natürlich kein Flickzeug dabei und standen recht hilflos und verzweifelt am Wegesrand.

Panne am Wegesrand

Tourenfahrer haben dagegen fast immer Werkzeug dabei und einen Ersatzschlauch, wenn nicht zwei. Und da eine Pause gerade eh gut passt, kommt der praktische Schlauch von Gaadi zum Einsatz. Der Vorteil: Der Schlauch hat einen Anfang und ein Ende beziehungsweise zwei Enden. Zwei-End-Schlauch nennt sich das offiziell. Damit entfällt die unangenehme Arbeit, das gesamte Laufrad abmontieren zu müssen. Denn irgendein Fahrradteufel schafft es leider, dass meist das Hinterrad betroffen ist. Und natürlich ist die Kette frisch geölt und verschmutzt beim Radwechsel die Hände. Die Gaadi Schläuche sind hingegen schnell montiert und das Fahrrad somit wieder nach wenigen Handgriffen startklar.

Holländer Hof auf den Wiesen bei Torgelow.
Holländer Hof auf den Wiesen bei Torgelow. © Martin Hildebrandt

Doch was führte zu der Panne? Womöglich der grobe Schotterweg oder zumindest die Schwierigkeit, auf diesem spitze Gegenstände zu sehen. Zwischen Schmarsow und Rollwitz bleibt es bei dem holprigen Untergrund. Für Rennradfahrer wäre diese Etappe nicht geeignet.

Reetgedeckte Häuser

Besser wird es kurz vor der Kleinstadt Pasewalk. Nun sind die Wege asphaltiert, dafür allerdings meist nur noch straßenbegleitend. Schnurgerade geht es neben der Landstraße durch einen Kiefernwald. Rechts und links stehen Warnschilder, die das Betreten des Waldes verbieten: Militärgebiet. Passend heißt die Gegend Drögeheide.

Ab Torgelow sind die Straßen und Wälder wieder frei zugänglich und die letzten Kilometer bis Ueckermünde steigern die Vorfreude immens. Die ersten reetgedeckten Ferienhäuser stehen am Straßenrand. Ein holländischer Fachwerkhof präsentiert sich pittoresk auf einer Lichtung. Eindeutig zeigt sich: Dies ist nicht mehr Brandenburg. Wir sind an der Küste angekommen.

Deutlich wird das auch im Örtchen Eggesin. Hübsche Segelboote liegen im Hafen. Auf dem Wasserwanderrastplatz stehen Zelte und Wohnwagen am Wasser. Möwen kreisen um die Kutter. Sehr idyllisch das alles. Gleich gegenüber befindet sich der Bahnhof und das Besucherzentrum des Naturparks Am Stettiner Haff. Wenn es die Zeit erlaubt, lohnt ein Besuch, um sich über die einzigartige Pflanzen- und Tierwelt des Haffs zu informieren. Bis Ueckermünde sind es jetzt nur noch wenige Kilometer. Die Orte gehen mehr oder weniger ineinander über.

Ueckermünde ist bereits ein Ostseeort light. Strandkörbe stehen am Ufer, größere Schiffe legen im Hafen an. Der ist allerdings drei Kilometer von der Stadt entfernt. Gut gelaunt radeln wir die letzten Kilometer ans Haff und genießen den weiten Blick bis nach Usedom.

Angekommen: Martin Hildebrandt am Hafen von Ueckermünde.
Angekommen: Martin Hildebrandt am Hafen von Ueckermünde. © Martin Hildebrandt

Informationen:

Übernachten sollte man aber besser in der Stadt selbst. Draußen in der Lagune ist es abends nicht sehr spannend. In Ueckermünde dagegen warten auf die Besucher diverse Restaurants, Fischläden, eine Brauerei und ein Whiskey-Fachgeschäft. Kurzum: Radfahrer finden alles, was ihr Herz begehrt.

Die letzte Etappe am 31.05. sowie mehr zum Thema Zweirad im aktuellen Stadler-Themenspecial "Stadler Radreise".